Teil 2 Teil 3 Teil 4 Teil 5 Teil 6 Teil 7 Teil 8 Teil 9
BMW 2002 ti
Dies ist die Geschichte von der Restauration eines
originalen BMW 2002ti, der im
Dezember 1969 als Neuwagen in Frankreich ausgeliefert wurde,
und seither dort fuhr.
Seit 2010 ist er nun wieder in Deutschland!
Zunächst war es so eine Idee, so ein vager Gedanke, es
keimte ganz leise…
Es dauerte einige Wochen, doch dann war es klar, ich wollte
einen BMW aus meiner Jugendzeit restaurieren.
Damals fuhr ich einen solchen BMW. Es war ein 1600-2 Baujahr
1966. Noch mit mechanischer Kupplungsaus-
rückung! Das Auto habe ich für 1.500,- DM von privat
gekauft, nachdem mein Käfer den Geist aufgegeben
hatte. Als ich den BMW beim Verkäufer abholte, muss ich ein
kleines Stück rückwärtsfahren. Ich setze mich
in den Wagen, lasse den Motor an, lege den Rückwärtsgang
ein, und drehe mich (zum ersten mal in einem 02)
über die rechte Schulter, nach hinten um. Die Aussicht war
überwältigend, und mein erster Gedanke war:
„Mein Gott, was für ein Schiff…!“
:)
Das Auto war damals schon 15 Jahre alt, und (gelinde gesagt)
schon etwas reparaturbedürftig.
Ständig ging irgendwas kaputt. Es begann eine wilde
Schrauberzeit. Diese Leidenschaft teilte ich damals mit
meinem besten Freund, dem Julius. Auch er fuhr ein solches
Auto. Wir hatten eine Menge Spaß und ständig
schwarze Fingernägel!
Nachdem der Entschluss also gefasst war, begab ich mich auf
die Suche.
Nach einigen Telefonaten, diversen Internet-Recherchen und
einer menschlich wie sachlich äußerst ent-
täuschenden Besichtigung eines tii, bekomme ich von einem
Bekannten den entscheidenden Tipp:
Er hat da was gehört, es gäbe da einen Wagen aus Frankreich,
aus einer Scheune in Brest, wo er wohl schon
an die 15 Jahre steht, mit Pariser Zulassung, der von einem franz.
Marinesoldaten in Südfrankreich gefahren
worden sein soll. Ferner mit original 68.000 Km, aus 1.
Hand, und noch dazu ein originaler und unverbastelter
69er ti mit „Matching Numbers“ (Fahrgestell u. Motornummer
identisch)!
Das klingt fast zu gut um wahr zu sein…
Nun, es hört sich auf jeden Fall recht abenteuerlich an –
also ganz nach meinem Geschmack!
Nach der ersten Kontaktaufnahme sind die Daten und Umstände
klar, und ich sehe per Mail die ersten Bilder.
Es scheint, zumindest aus der Ferne betrachtet, machbar.
Wir verhandeln das Wichtigste, und ich lasse mir den Wagen
bringen.
(O==00==O)
Am 27.03.2010 ist es dann soweit, das Auto wird geliefert
und das Abenteuer kann beginnen.
Das ist er also, der „bayrische Franzose„!
Der Wagen kommt zum größten Teil ohne Scheiben, also erst
mal zudecken.
Ein recht frustrierender Anblick.
Hier helfen nur eine klare Vision und harte Arbeit!
Die französischen Papiere sind dabei, und mit diesen gehe
ich als erstes zur Zulassungsstelle in
Bremen. Es gibt da einen Sachverständigen für Oldtimer die
aus dem Ausland kommen.
Dieser erklärt mir, dass mit diesen Papieren einer Zulassung
nichts im Wege stünde.
*uff* Die erste wichtige Hürde ist genommen!
Danach gleich zum TÜV, und dieser bescheinigte mir ebenfalls
ein problemloses Gelingen, wenn
ich denn im Folgenden auch meine Arbeit anständig erledige! :)
(O==00==O)
Ein paar Tage später dann ab unter den Carport, Zustand
begutachten, Bestandsaufnahme
machen und anfangen mit dem Zerlegen.
Der größte Teil der Innenausstattung ist schlichtweg
Schrott. Von der Sonne verbrannt,
vom Schimmel durchzogen, nass, aufgeweicht, unansehnlich und
teils schon in Auflösung begriffen.
Also erst mal alles auf einen Haufen und dann größtenteils
auf den Müll. Dass gerissene Armaturenbrett
nimmt ein Freund für lau, da er es mit Leder beziehen
möchte. Ich selbst habe noch ein nagelneues! :)
Die Sitze brauchen neue Bezüge. Diese gibt es fertig ab Werk
nicht mehr, aber ich habe Glück: dieses
Auto hat die marineblaue Kunstlederausstattung, und davon
gibt es das Kunstleder als Meterware
noch in beiden Ausführungen: lederstrukturiert und genoppt
inkl. Keder. J
Der Teppich ist durchgewetzt und teilweise nicht mehr
vorhanden, die Türverkleidungen sind eine
undefinierbare Erscheinung und der „Himmel“ hat mehr
Stockflecken, als die Malediven Inseln haben.
Das ganze wird von starkem bitterem Schimmelgeruch
begleitet.
Es wird ganz bestimmt nicht leicht... *seufz*
Dann geht es an das Dokumentieren der Kabel… Der Kabelbaum
muss schließlich auch raus!
Normalerweise kann man den Kabelbaum drin lassen, und zum
Lackieren entsprechend wegkleben.
Ich habe mich jedoch zu einer radikalen Behandlung der
Karosserie entschlossen, da ich den Wagen
absolut Rostfrei haben möchte. Dazu soll er chemisch
entlackt, entrostet und KTL-Grundiert werden.
Bei diesen Verfahren kommt die ganze Karosserie zunächst in
ein ca. 80° heiße Lauge, wo sie von
allen Lackresten befreit wird. Anschließen kommt ein Bad,
das den Rost vernichtet, und zwar
vollständig! Danach wird die ganze Karosserie mehrfach
gespült und gesäubert. Danach geht
es zum KTL-Grundieren. Das ist genau das Gleiche, was die
Automobilhersteller heute auch mit den
Karosserien machen. Dazu füllt man ein ausreichend großes
Becken mit Farbe auf Wasserbasis,
schließt das Becken und die Karosserie an einen
Stromkreislauf an, und taucht die Karosserie hinein.
Der Stromfluss sorgt nun dafür, dass die Farbe in wirklich
jeden Spalt eindringt, und solange auf die
Oberflächen zuströmt, bis sich eine ausreichend dicke
Lackschicht gebildet hat, und der Vorgang
abgeschlossen ist.
Bin mal gespannt! :)
(O==00==O)
In der Mitte des Bildes ist der Kabelbaumverbinder zwischen
dem vorderen-, und hinteren
Kabelbaum zu sehen. Das wird auch noch ein Spaß, den
Kabelbaum neu zu wickeln.
Und ich habe schon mal die ersten Teile bestellt.
Da die Preise für einige Teile fast wöchentlich steigen, und
für viele Teile auch die Verfügbarkeit
nicht unendlich gewährleistet ist, habe ich beschlossen die
Ersatzteilbeschaffung nicht nach dem
jeweils entstehenden Bedarf, sondern anhand der
vorangegangenen Bestandsaufnahme,
möglichst schon gleich zu erledigen.
Da ich einen 100%-Anspruch versuchen möchte, ist auch das
Budget mit 25.000,- € entsprechend
hoch angesetzt. Stimmen aus meinem (durchaus
sachverständigen) Freundeskreis unken jedoch
irgendwas von 30.000,- €.
Ich werde versuchen sie zu überraschen!
:)
(O==00==O)
Jetzt geht es aber erst mal ans Blech.
41 Jahre gehen schließlich auch an einem BMW nicht spurlos
vorüber!
Der Motor ist schon raus, und die meisten anderen Sachen aus
dem Motorraum habe ich ebenfalls
schon ausgebaut. So wird das ganze etwas übersichtlicher.
Also jetzt erst mal den alten Vorbau runter, da dieser durch
Rost und mehreren Beulen zu
sehr beschädigt ist.
Dabei stellt sich heraus, dass dieser Vorbau schon der
zweite ist. Der Umbau wurde wahrlich
dilettantisch erledigt. Der alte Vorbau wurde offensichtlich
nur heruntergeschlagen, denn die
alten Schweißpunkte standen noch vollständig auf den Nähten.
Der neue Vorbau wurde dann
einfach drüber gesetzt und mit Hartlot angelötet!
DzDz…
Da liegt er, der alte Vorbau…
…mit seinen Resten.
Und jetzt den neuen Vorbau anpassen. Das ist wirklich nur
5min Arbeit. Das Teil passt perfekt!
Selbst Die Lampentöpfe passen ohne den sonst üblichen Umbau
der Haltebleche.
** Es ist zum Glück einer aus einer vernünftigen Pressung!
**
i
Hier kann man übrigens sehr gut sehen, wie damals die alten
Schweißpunkte einfach ausge-
rissen wurden.
DzDz…
(O==00==O)
Das Schöne an der eigenständigen Restauriererei ist, dass
wenn man mal gerade keine Lust auf
Blech hat, man sich den vielen anderen Dingen widmen kann,
die da so warten...
Also ist heut mal der Verteiler dran. Da dies ein original ti-Verteiler
ist, und man diesen kaum
bis gar nicht mehr bekommt, bekommt dieser also einen neuen
Reparatursatz verpasst.
(Den gibt es wenigstens noch)
So sah er aus, als ich ihn aus der Kiste gefischt hatte.
*seufz*
Das muss natürlich anders aussehen!
Also erst mal zerlegen…
…natürlich mit sachkundiger Anleitung!
Dann…
…schrittweise mit den neuen Teilen wieder aufbauen. Die
Klemmfedern (über der roten Scheibe)
habe ich nochmal um 90° gedreht, damit diese später durch
die Fliehkraft nicht abgeworfen
werden.
Noch etwas Farbe…
… und fertig!
(O==00==O)
Was habe ich noch? Ach ja, Arbeit ohne Ende…
Als nächstes also die Scheinwerfer:
Da die alten so dermaßen am Ende waren, habe ich sie gleich
im alten Vorbau gelassen und mit
verschrottet. Ich habe mir dann vom Teilehändler um die Ecke
alten Ersatz besorgt.
Äußerlich nicht so toll, sind die Spiegel jedoch in wirklich
berauschend gutem Zustand!
Also habe ich die Scheinwerfer zerlegt, alle Blechteile zum
Verzinken gebracht und mit neuer
Dichtung wieder zusammen gebaut.
Das Ergebnis spricht für sich!
(O==00==O)
Au weiha, fast hätt‘ ich’s vergessen –
mein Citroën braucht ja noch eine AHK! Wie soll ich sonst die
ganzen Teile Hin-, und herfahren.
Allein die Haube passt nicht einmal in meinen Kofferraum, trotz
1500 Liter Volumen!
Ich bestelle mir also eine AHK übers Internet. Dazu muss man
ja dann auch einen Kabelsatz haben,
und da steckt das Potenzial für richtige Überraschungen!
Dann kam der Einbau:
Mechanisch kein Problem, aber die Verkabelung hat fast 3
Tage in Anspruch genommen! Der
Kabelsatz hat nämlich keine Kombistecker, sondern lose Kabelenden.
Das heißt, Geberkabel
suchen ohne Schaltplan. Was wiederum bedeutet, jedes Kabel
mit dem Stromprüfer anpieken,
um zu sehen, ob es das gesuchte ist, z.B. Blinker links.
Dazu kommt, dass dieses Auto ohne
laufenden Motor nach knapp einer Minute in den
Stromsparmodus geht, und alle Verbraucher
abschaltet. Zündung aus und wieder an? Fehlanzeige! Der
Stromsparmodus geht nur aus,
wenn man den Motor wieder startet und kurz laufen lässt. Ihr
ahnt, wie viel Spaß wir hatten…
Und dazu musste ich das halbe Auto zerlegen, um an die
Geberkabel zu kommen. Die laufen
nämlich nicht da, wo man sie erwarten würde. Zumindest nicht
in modernen Autos…
Das Geberkabel vom Rücklicht aus zurückverfolgen geht auch
nicht. Im Rücklicht sind alle
Kabel weiß, und dann kommt die Elektronikbox…
*Arrghhh…*
Dennoch, jetzt geht’s!
(O==00==O)
Ein Freund kommt unerwartet auf den Hof gerollt – ein
Lichtblick in meiner (noch) so rostigen
Umgebung.
(O==00==O)
Weiter geht’s mit: Genau, mal wieder mit Blech!
Beifahrerseite A-Säule, Schweller und Mitnehmer sind jetzt
dran.
Es sind die üblichen Verdächtigen - wie immer!
So sieht es unter einem 41 Jahre alten Schweller aus! Also
runter mit dem ganzen Müll…
Dennoch bemerkenswert gut für das Alter!
Der Innenschweller ist Tip Top! Nur Flugrost. Mir hat mal
jemand erklärt, das hängt mit anodischer
und kathodischer Oxydation zusammen. Das Außenblech opfert
sich (oder so ähnlich…).
Also alles schön sauber machen, und den neuen Schweller
einschweißen. Das graue Blech (links zu
sehen) war schon etwas kniffliger. Dieses Ersatzblech geht
normalerweise hoch bis zum Seiten-
wandknick. So hoch wollte ich aber nicht aufschneiden, da
inkl. Radlauf sonst alles in Ordnung war.
Also habe ich mir…
…eine pneumatische Absetz-Zange gekauft und in die
Seitenwand einen Absatz gemacht, in den ich
passgenau das neue Blech der Seitenwand einschweißen konnte.
Das passt so perfekt, dass ich
echt begeistert bin!
(O==00==O)
Zwischenzeitlich habe ich die Motorhaube beim Entlacker
gehabt und nach dem KTL-Grundieren
wieder abgeholt. Die alte Haube sieht wieder aus wie neu!
Leider hat der KTLer einige Beulen in die
Haube gemacht. Das gab natürlich Punktabzug, aber der
Lackierer sagt, er kriegt das wieder hin.
Zur Entlastung sei gesagt, dass die meisten Beulen aber
schon vorher drin waren! Ihr erinnert Euch,
wie die Haube ganz am Anfang ausgesehen hat? :)
Hier geht’s weiter zum Teil 2.