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Weiter geht es mit dem 9. und letzten Teil!

 

 

Meine Güte, jetzt geht es wirklich mit Riesenschritten voran.

 

Ich hatte für den Zusammenbau eigentlich (gemäß meines „unkenden“ Expertenkreises) :) mit einer

Montagezeit von mindestens einem ½ Jahr gerechnet. Man sagte mir, das Zusammenbauen dauert

mindestens fünf Mal länger als das Zerlegen!

Nun konnte ich meine eifrigen Schultergucker wenigstens in diesem Punkt überraschen:

Es dauerte gerade mal 2 Monate (wohlgemerkt neben meiner regulären Arbeit!).

 

So, genug mit dem eigenen Schultergeklopfe, es geht weiter mit dem restlichen Zusammenbau.

 

 

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Nachdem die Heckscheibe nun wieder drin ist, muss auch der Zierstreifen wieder in den Scheibengummi.

Der ist allerdings keineswegs nur zur Zierde, denn der spannt den Scheibengummi in den Rahmen.

Dazu ist im Gummi eine speziell ausgeformte Nut, in die genau der Scheibenkeder passt. Dazu muss die

Nut aufgeweitet, und zeitgleich der Keder eingelegt werden. Dazu habe ich mir aus einem Draht und

einem alten Kolbenbolzen ein Werkzeug gebaut, das diesen Zweck erfüllt.

 

Ihr könnt es hier auf dem nachfolgenden Bild besser sehen.

 

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Zwischenzeitlich habe ich meinen Tank vom Lackieren zurück, und der bekommt jetzt erst einmal eine

Tankversiegelung auf Kautschuk-Lackbasis. Das ist ein spezielles Mittel, das mit knapp 1,5l in den Tank

gegossen wird, und dann durch langsames und ausdauerndes Schwenken des ganzen Tanks, darin

gleichmäßig verteilt wird.

 

Wenn man danach in den Tank hinein schaut, sieht das dann so aus:

 

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Die Trocknungszeit beträgt allerdings knapp 3 Tage!

Aber da es ja noch genug andere Dinge zu tun gibt, lege ich den Tank erst mal zum Trocknen weg.

 

 

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Die Front ist jetzt auch komplett, und gefällt mir ausgesprochen gut!

 

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Wie ihr vielleicht gesehen habt, weiche ich bei der Befestigung der „Niere“ etwas vom Original ab.

Da das Aluminiumblech, aus dem die „Niere“ besteht, recht dünn ist, und scharfe Kanten hat, habe

ich entgegen dem Original, diese Kanten mit einem ganz dünnen Gummi-Keder umlegt, damit diese

scharfen Kanten nicht in den neuen Lack schneiden. Man sieht es kaum, und es erfüllt seinen Zweck.

 

Normalerweise gab es für spätere Baujahre kleine Kunststoffstäbchen, die auf der Rückseite der Niere

mit montiert wurden, die passen aber leider so schlecht, dass es nichts bringt.

Da finde ich die Lösung mit dem Keder, trotz Kompromiss, recht praktisch und vertretbar.

Da der Keder nur aufgelegt ist, lässt er sich auch wieder leicht entfernen.

Alles ist gut, und niemand wurde verletzt.  :-)

 

 

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Jetzt wird der Motorraum komplettiert, denn alle Vergaserteile sind jetzt da, und der Tank ist trocken.

 

 Es beginnt mit der Grundeinstellung von Vergaser (Drosselklappen und Gemisch-Regulierschrauben)

und Zündung (Schließwinkel und statische Markierung des Zündzeitpunkt). Dann werden die

Schwimmerkammern der Vergaser durch manuelles betätigen der Benzinpumpe vorab mit Benzin

gefüllt. Jetzt nochmal alles überprüfen, und dann den Motor starten.

 

Er springt tatsächlich auf Anhieb an, das hatte ich nicht erwartet!

 

Allerdings läuft er wie ein Sack Nüsse, und ist nur mit Mühe und Not am Leben zu erhalten.

 

Jetzt arbeiten wir wieder zu Zweit - Manfred stellt, durch Verdrehen des Verteilers, die Zündung ein,

während ich durch Gas geben am Vergasergestänge versuche, den Motor auf Drehzahl zu halten.

Das ist nicht leicht, da ich gleichzeitig die Stroboskoplampe und den Drehzalmesser halte, und durch

das Getriebeschauloch die Kugel auf dem Schwungrad suche. Dabei gebe ich Manfred Anweisung, den

Verteiler zu drehen. „Noch ein Stück, noch ein Stück, halt, wieder ein Stück zurück – Mist, die Drehzahl

hat sich wieder zu stark verändert, und ich korrigiere das Gas nach – verdammt, die Kugel ist wieder

aus dem Fenster gewandert…“, also wieder die richtige Drehzahl finden, Kugel beobachten, Kommandos

geben.

Das geht ein Weilchen so, bis der richtige Wert gefunden ist, und Manfred zieht die Schraube am Verteiler

fest. Der Motor läuft jetzt auch wesentlich charmanter, und als nächstes kommt das Synchronisieren

der Vergaser.  *uff*

 

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Im obigen Bild könnt ihr das gerade sehen. Hier gleiche ich momentan 2 und 3 miteinander ab.

Das ist halb so wild, wie immer erzählt wird, und die Solex-PHH-Vergaser sind besser als ihr Ruf.

Das liegt meines Erachtens daran, dass kaum jemand die Geduld aufbringt sich mit diesen

Vergasern ausreichend zu beschäftigen. Dann klappt das Einstellen natürlich nicht wie gewünscht, und

die Schuld schiebt man auf die Vergaser. Und wenn sie erst mal laufen, sind sie zuverlässige Geräte!

 

Und tatsächlich, der „alte“ „neue“ Motor läuft jetzt wieder wie ein Schweizer Uhrwerk!

 

Das war ein wichtiger Schritt in diesem Projekt, und mir ist ein großer Stein vom Herzen gefallen!

 

 

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Es nähert sich dem Ende!

 

 

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Da steht er nun das Erste Mal nach langer Zeit wieder draußen unter freiem Himmel.

 

 

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Mich überkommt gerade so etwas wie Wehmut, oder fast schon Traurigkeit…

Ich habe mich in den letzten 14 Monaten so intensiv in dieses Projekt hineingekniet, dass ich jetzt

knapp 1500 Stunden Arbeit auf der Uhr habe, und etwas um die 36.000,- Euro ausgegeben habe.

 

36.000,- Euro allein für Material und Dienstleistung!

 

Ich glaube, das ist der teuerste (und beste?) ti den man gerade so finden kann, hier im Ländle.

Wenn ich jetzt noch die Arbeitszeit zu einem einigermaßen verträglichen Satz umrechnen würde,

kämen wir in eine Preisklasse, die sonst für ganz andere Oldtimer gilt…!

 

Aber es ist ja von Anfang an kein kommerzielles Projekt gewesen, sondern ein Jugendtraum, ganz

für mich allein!

 

Jetzt muss ich langsam in mein altes Leben zurückfinden, und ich weiß jetzt schon, dass ich die Arbeit

an diesem Auto vermissen werde!

 

 

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Aber er ist ja noch nicht ganz fertig.

:)

 

Jetzt schnell ein Kurzzeitkennzeichen besorgt, und um die Ecke zum Spureinstellen!

 

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Gleich danach kommt die Abnahme, also die HU, und die H-Abnahme. Jetzt muss sich zeigen, ob der

gute Mann von der Zulassungsstelle letztes Jahr die Wahrheit gesprochen hat.

 

Der Termin mit einem bekannten Überwachungsverein ist bereits gemacht, und dort soll dann auch

gleich das Wert-Gutachten gemacht werden.

 

Was dann kam, war ausgesprochen nett!  :)

Der Prüfer war nach erster Sichtung von diesem Auto derart begeistert, dass er (man möge mir den

Vergleich verzeihen) wie ein Rumpelstilzchen um das Auto tanzte, alle seine Kollegen dazu rief, mich sogar

fragte, ob er das privat fotografieren dürfe, und immer wieder murmelte „… so was habe ich ja noch nie

gesehen…“ „…der ist ja nagelneu…“ „…meine Güte…“  „…guck mal hier, und da - unglaublich…“.

 

 

Ihr könnt euch denken, dass der anschließenden HU und H-Abnahme nichts im Wege stand.

 

Einen Zitterpunkt hatte ich allerdings noch. Dieser Wagen war baujahrbedingt noch in die AU gerutscht. Das

ist ärgerlich, aber da musste ich jetzt durch. Nun war ich der Meinung, ein vernünftiges Standgas, also die

Leerlaufdrehzahl, nur mit völliger Überfettung des Gemisches hinbekommen zu haben. Aber nachdem der

CO²-Tester angeschlossen war gab‘s die große Überraschung: alles fein!  :)

 

 

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Jetzt kommt der absolut schwierigste Teil am ganzen Projekt: DAS WUNSCH-KENNZEICHEN!

 

Da man ja mittlerweile überall, auch bei den Behörden, auf das Internet eingestellt ist, kann man da auch

gleich das Wunschkennzeichen aussuchen. Das ist komfortabel und erlaubt einem in Ruhe die Suche am

heimischen PC.

 

In der Regel hat man schon so seine Favoriten, und die fragt man dann auch gleich ab. Dem folgt aber in der

Regel auch gleich die erste Ernüchterung. Kennzeichen X ist nicht verfügbar, und Y gerade auch nicht da.

Z ist  sowieso weg.

 

Wer jetzt keinen Plan-B hat, versinkt erst mal in Ratlosigkeit!

Das war bei mir nicht anders! Mein Favorit wäre „HB-MW 2002“ gewesen, aber 4-stellige Zahlen gibt es in

unserem Zulassungsbezirk nicht. Mit HB-MW war generell nichts Vernünftiges zu machen, und mit „HB-TI“,

in Verbindung mit einer 2er-Zahl, kommt auch nix Verwertbares rüber.

 

Mist!

 

Das Einzige was mir jetzt noch einfiel war „HB-TI 332“. Na, das war wenigstens frei. Also zack reserviert!

(332 ist die Schlüsselnummer des 2002ti!)  :)

 

Damit ging es dann mit allen Prüfungsunterlagen zum Verkehrsamt (wie das bei uns

heißt) und mit neuem Brief, Schein, und neuen Kennzeichen wieder nach Hause.

 

 

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Jetzt steht er wieder zu Hause, und wartet auf die Saison (die ja eigentlich schon angefangen hat).

 

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Zu schade zum Fahren meint ihr? Nun, ihr habt wahrscheinlich Recht. Eigentlich sollte er, so wie er

da steht, sofort ins Museum. In München steht aber schon einer, ein 68er (wenn auch nicht so schön

wie meiner!), und sowieso habe ich dieses Auto für den Spaß und zum Fahren wieder aufgebaut.

 

Und das soll er jetzt auch tun!

 

(O==00==O) ti

 

 

 

 

 

 

Ein zwei Monate später…

 

 

 

Mittlerweile sind der Wagen (und ich), stolzer Besitzer dreier Pokale mit jeweils dem ersten

Platz, und er hat seine ersten 3000 Km ohne die geringsten Beanstandungen absolviert.

So richtig erfreulich war dann auch der ausgelitterte Verbrauch von 7,5 Liter pro 100km bei einer

Durchschnittsgeschwindigkeit von ca. 110 auf der Autobahn.

 

Für ein 42 Jahre altes Auto nicht schlecht!

 

:)

 

 

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Das hier ist ein Bild vom Treffen in Niederbayern, bei Simbach, des „BMW-Club Niederbayern“, nahe

der Österreichischen Grenze. Da gab‘s dann sogar gleich 2 Pokale! 

 

Bajuwarische Grüße in den schöneren Teil Deutschlands, und Vielen Dank! :)

 

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Jetzt bleibt nur noch zu hoffen, dass nix blödes passiert, und ich freue mich auf eine schöne

Zeit mit meinem neuen Auto.

 

Und vor allem: MEINE FRAU HAT MICH WIEDER! :-)

 

 

FIN

   (O==00==O) ti

 

 

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Ach ja... Die Restauration ist nun auch veröffentlicht in der Zeitschrift "Young Classics" März 2013.

 

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(Mit freundlicher Genehmigung des Verlags Delius Klasing)

 

Viel Spaß beim Lesen!

 

 

 

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